top of page

HELLA MEWIS  | Kuratorin und Kulturvermittlerin | Bagdad

 Foto © Aiman Jamal

Hella Mewis hat von 2010 bis 2012 am Theaterhaus als Projektentwicklerin gearbeitet. Sie hat insbesondere internationale Austauschprojekte und Partnerschaften betreut. Wir haben seit 2007 besonders auch mit irakischen Künstler*innen und Verbänden Projekte initiiert und umgesetzt. Unter anderem hatte Hella Mewis für unser Netzwerk kulturaustausch.net das Gastspiel der Kölner Oper mitkoordiniert, die 2011 mit der "Entführung aus dem Serail" das erste Operngastspiel im Irak aufführte.

2010 haben wir gemeinsam in Bagdad das erste internationale Theatertreffen nach dem Krieg besucht. Die Aufbruchstimmung, die Energie und die Sehnsucht, besonders der jungen Künstler*innen, nach Austausch und nach der Möglichkeit, ihre eigenen künstlerischen Wege entwickeln zu können, das hat Hella schon bei dieser ersten Begegnung nicht nur beeindruckt, sondern beflügelt.  Weiterlesen: hier 

Neben ihrer Arbeit schloss sie 2012 ihr Studium als Betriebswirtin und Kulturmanagerin ab und arbeitete danach als selbstständige Kulturmanagerin zunächst in Kairo und dann in Bagdad. Wir gründeten den Verein Emcue (European-Mena-Cultural-Exchange), mit dem sie eine ganze Reihe internationaler Projekte, besonders mit dem Schwerpunkt Bagdad, umsetzen konnte. Daraus entstand dann - unter anderem in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut - das Projekt "Tarkib".

Und dieses Projekt war der Grundstein für einen lang gehegten Traum, den Hella und die jungen Künstler*innen aus dem Tarkibumfeld mit großer Energie und und sehr viel Arbeit im Abu Nawas Bezirk in Baghdad verwirklichen konnten: Das "Beit Tarkib", ein selbstbestimmtes Kulturzentrum, das jungen Künstler*innen Arbeits- und Präsentationsmöglichkeiten bietet, aber gleichzeitig in das gesellschaftliche Umfeld, in die Nachbarschaft, in die sozialen Zusammenhänge hineinwirkt. (In einer Stadt, die nach Jahrzehnten von Gewalterfahrung und Sterben endlich eine selbstbestimmte Zukunft - Leben eben -einfordert und gestalten will)

Eine besondere Energie und Empathie zeichnen ihre Arbeitsweise aus. Wir Kolleg*innen, Freund*innen und Kooperationspartner*innen haben uns immer wieder gefragt, wo sie diese Kraft her nimmt. Ich glaube das hat sehr viel mit ihrer Auffassung von Kulturarbeit zu tun. Sie hat ein immenses Netzwerk (und Netzwerke funktionieren ja nur dann wirklich, wenn in ihnen ein konkreter menschlicher Kontakt gepflegt werden kann) geschaffen, und wirksame Impulse auslösen können, in einer Stadt, deren Strukturen von außen kaum zu verstehen sind. Sie ist, besonders für die irakische Kulturszene, aber auch weit darüber hinaus, eine wichtige, integrierende Persönlichkeit, mit einem Verständnis von Kunst und Kultur als menschlichem Grundbedürfnis und Grundrecht - und das durchaus auch in einem politischen Sinn.

Es war war eine Woche voller Sorge, seit dem Montagabend, an dem uns die Nachricht von der Entführung erreichte. Sehr sehr viele Menschen haben gehofft, dass dieser Albtraum ein gutes Ende finden könne. Diese Hoffnung hat sich mit der Nachricht von Hellas Befreiung heute schon weitgehend erfüllt.

Nun hoffen wir - und viele Kolleg*innen und Freund*innen - dass Hella diese schreckliche Erfahrung hinter sich lassen und ihre wichtige Arbeit wieder aufnehmen kann.

Mehr Informationen zur Entführung und Befreiung von Hella Mewis: hier 
Presse: faz | süddeutsche | welt | spiegel

                                                                                                                                                                                                                                                              Foto © Aiman Jamal

bottom of page