Glossy Pain
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SEYMOUR
Glossy Pain
von Anne Lepper
Fünf Kinder werden von den Eltern in ein Kurhaus in den Bergen geschickt. Akribisch folgen sie den absurden Regeln des Pflichtprogramms, um in jeder Hinsicht endlich „richtig“ zu werden. Zuhause in ihrem Kinderzimmer wohnt unterdessen ein anderes Kind, das sie vielleicht nicht nur probeweise ersetzt. Vermeintlich durch Kinderaugen geht es um Liebe im Spätkapitalismus, Körper- und Geschlechternormen und unsere existentielle Angst, ungenügend und austauschbar zu sein.
Im alpin gelegenen Kurhaus geben die jungen Kurgäste alles, um endlich hineinzupassen und geliebt zu werden. Exzesse in Form von Kuchenfresspartys sind nur eine Absonderlichkeit des Programms, das Doktor Bärfuss einst aufgestellt hat. Dieser glänzt jedoch mit Abwesenheit. Stattdessen hat der kleine Robert die Führung übernommen und kommandiert die Kinder herum. Und zum Ansporn liegt der stumme, goldene Sebastian auf dem Diwan - wunderbar dünn, aber tot. Ihn zu berühren, soll Glück und Besserung bringen, doch auch das kann Zweifel und Verzweiflung, die langsam ins Heim einziehen, nicht aufhalten: Die dünnen Seymours sind gekommen, um zu bleiben.
Glossy Pain erkunden kollektiv mit sechs Spieler:innen die absurde Welt des Bärfuss’schen Diet Camps, in dem sich unsere eigene Welt spiegelt.
Mit: Claude Breton-Potvin / Diana Marie Müller / Massiamy Diaby / Riah Knight / Nils Eric Müller / Sebastian Pircher
Regie: Katharina Stoll
Choreografie: Claude Breton-Potvin
Bühne/Kostüme: Agathe MacQueen Video Sebastian Pircher
Dramaturgie: Angelika Schmidt
Musik/Songwriting: Johannes Gwisdek / Riah Knight
Licht: Diana Swieca
Regieassistenz: Julia Boxheimer
Ausstattungsassistenz/Technische Leitung: Emily Siedler
Produktion: Sophie Beck
Aufführungsrechte schaefersphilippen Theater und Medien GbR. Gefördert durch Senatsverwaltung für Kultur und Europa
Glossy Pain arbeitet als mehrsprachiges Kollektiv spartenübergreifend in wechselnden Konstellationen mit internationalen Künstler:innen zu feministischen, antikapitalistischen und antirassistischen Fragestellungen. In Anlehnung an Audre Lorde macht sich das Kollektiv zur Aufgabe, die Erotik als Kraft aus den Fängen des Patriarchats zu befreien und sie als Motor zu nutzen, um eine Utopie des freien, gemeinschaftlichen Arbeitens fernab hierarchischer, patriarchaler Strukturen zu schaffen. Seine erste Produktion BANG! brachte das Kollektiv im Juni 2021 am TD Berlin zur Premiere.
9. Juni 2022
TD Berlin